Eine Glaubensfrage - Die Milch macht´s, wenn sie in die Flasche passt…
Ab sofort freuen wir uns, Ihnen wieder die beliebte Frischmilch von der Molkerei Schrozberg auch in der 1l-Pfandflasche anbieten zu dürfen. Hier könnte jetzt die kurze Pressemitteilung auch schon enden, oder wir werfen ein bisschen Konfetti auf uns und beginnen ein Loblied darauf zu singen – so einfach ist es jedoch nicht. Wir haben wirklich lange und reiflich überlegt und diskutiert, ob dieser Weg der richtige ist.
Die rein qualitativen Merkmale sprechen für den Liebhaber von wirklicher Frischmilch ohne Wenn und Aber für die Flaschenmilch. Ich finde, den Unterschied schmeckt man, obwohl es genau dieselbe Milch ist. Durch die Geometrie des Flaschenhalses rahmt die Flaschenmilch dicker auf (wer das mag) als im Elopak. Wer das bei der Flaschenmilch nicht mag, der lagert diese am Besten im Liegen – dabei entsteht eine dünnere Rahmschicht, die sich wieder leichter vermischen lässt.
Kommen wir zum großen Thema, unsere Umwelt. Die Natur und die Nachhaltigkeit liegen uns spätestens seit unserem Bestehen wirklich sehr am Herzen, wir finden aber leider keine eindeutige Antwort darauf, welche Verpackungsvariante die Bessere ist. Für das Glas spricht die Wiederverwendbarkeit durch das Spülen – Glasflaschen können bis zu 50mal gespült werden, bis sie wieder recycelt werden, die Deckel können nicht wiederverwendet werden und müssen jedes Mal aufs neue recycelt werden. Der Nachteil der Glasflasche ist das Gewicht und das aufwändige Pfandsystem. Die Flasche bürdet der Milch nochmal 50% mehr an Gewicht auf und das kommt gleich mehrfach auf die Straße (Hersteller, Großhändler, zu uns, zu Ihnen, zu uns zurück, zum Großhändler, zurück an den Hersteller zum Spülen und Wiederbefüllen) und solange der Straßenverkehr nicht Emissionsfrei läuft (da meine ich nicht nur Umstieg auf Elektro, sondern auch den Abrieb durch z.B. Reifen) ist, hinterlässt das auch immer einen Fußabdruck in der Bilanz. Außerdem kommt dann noch der Spülvorgang dazu, bei dem Spülmittel eingesetzt werden müssen. Auch Sie müssen wir bitten, wenn Sie sich für die Flaschenmilch entscheiden sollten, die Flaschen nach Gebrauch bitte gut auszuspülen. Denken Sie an unser Fahrer- und Leergutteam, dass die vergorenen Flaschen in die Hand nehmen müssen. Das Pfandsystem, daran gibt es nichts zu rütteln, ist notwendig für den Kreislauf der Wiederaufbereitung der Rohstoffe – es ist aber eigentlich ein Minusgeschäft.
Ohne jetzt nochmal alles in umgekehrter Reihenfolge zu schreiben, gilt für den Elopak im Grunde genau das Gegenteil – der Elopak hat sich gemausert, der Anteil an wiederverwertbarem Karton ist in den letzten Jahren stark gestiegen und der Anteil an dünnwandigem PE innenseitig so gering wie möglich, er ist aber da – und das ist dann auch irgendwann das Mikroplastik, vor dem wir uns alle fürchten müssen. Vielleicht zweifeln Sie gerade daran, ob ich ein echter Öko oder Bio bin, ich erlaube mir jedoch nicht, den moralischen Zeigefinger zu schwingen, weil es in meinen Augen einfach kein eindeutiges „Das ist gut und der einzig richtige Weg.“ gibt und überlasse Ihnen die Entscheidung, pro Glas oder pro Elopak.
Wer soweit im Text gekommen ist, den möchte ich auch noch zur Preisfindung bei der Flaschenmilch aufklären. Bei uns kostet die Flaschenmilch bewusst mehr als die im Elopak, weil unser Aufwand einfach um ein Vielfaches höher ist. Wir verdienen uns an dem Aufschlag keine goldene Nase. Milch ist ein wertvolles Lebensmittel, das man kalkulatorisch (ja, leider muss man auch daran denken) nicht auf die Straße kippen darf. Beide Milchvarianten sind bei uns genau gleich nach Aufwand kalkuliert, daher der unterschiedliche Preis. Wir freuen uns, dass Sie bei uns dabei sind und hoffen wir kommen Ihnen damit, dass wir Ihnen die „Milch-Fussabdruck-Entscheidung“ frei lassen, entgegen.
Liebe Grüße Ihr Milchmichl vom Laiseacker
Niels